Luchs in seinem Heimatrevier


Hermann Daniel [IBC-Kelme] mit dem Luchs auf Testfahrt unterwegs in seinem Heimatrevier dem Pfälzerwald. Hier sein Bericht:

Der erste Eindruck

Den allerersten Eindruck vom Rad hatte ich bei unserer Veranstaltung „Gäsbock und die wilde 13“ Mitte Mai in der Sporthalle in Lambrecht. Da stand das Rad selbstbewusst aufgestellt in einem Baumstamm, der als Radständer XXL ausgebildet war. Stahl. Tannengrüner Hinterbau und der blanke Stahl – ok Klarlack ist drüber - an der Front mit sichtbaren, feinen Schweißnähten. 
Weil mich das Rad zunächst einfach „interessiert“ hat, die Nachfrage, ob denn mal eine Testfahrt möglich wäre. Und siehe da: Das erste Juliwochenende passt hervorragend in den Plan. „Angeliefert“ wird das Rad in Rahmengröße L. Das passt zu meiner Körpergröße und Beinlänge hervorragend und nur die Sattelstütze wird ein wenig heraus gezogen. Anpassung fertig.

Der finale Singletrail über den Höhenkamm und dann bergab nach Hardenburg. Da bin ich „Sattelversenker“ und arbeite gerade daran in Abfahrten nicht dem Impuls „hinter den Sattel“ zu folgen, sondern tief zu gehen und über dem Tretlager zu bleiben. Der Sattel war also schon früh auf dem Trail soweit möglich versenkt, aber es hatte zunächst noch einige Wellen bergauf zu bieten. Es schlägt die Stunde des Wiegetritts. A Drraum! Jeder Einsatz an der Kurbel geht sofort ans Hinterrad und wird in Schub umgesetzt. Datt is’ wie wenn’se fliechs.




Was würde ich anders haben wollen?
Den Lenker hätte ich gerne einen Tick breiter, da ich an den „anderen Rädern“ derzeit bei einer Breite von 780 mm angekommen bin. Das ist aber eine Frage der individuellen Ausstattung des Bikes und obliegt der Verantwortung des Käufers resp. Fahrers.
Die Versenkbarkeit der Sattelstütze ist noch ein Punkt. Da gilt es aber in Zusammenarbeit mit dem Hersteller zu klären, wie weit er denn die Stütze im Rahmen versenkt sehen möchte. Reicht es gerade so über den Knotenpunkt des Ober- und Sitzrohres hinaus? Selbst ich als alter Mann bin inzwischen bei einer Vario-Stütze angekommen und gerade bei dem häufig wechselnden Bergauf Bergab im Pfälzerwald macht so ein Teil Sinn. Wenn dann gleich die Ösen für die Zugverlegung montiert sind, freut das umso mehr. Lässt sich das machen? Das Format 27,2 mm wird am Markt bedient.


Fazit
Das Rad oder vielleicht besser der Rahmen sind nicht beliebig. Man wird Rahmen und Räder finden, die von den technischen Daten vielleicht alles genau so gut können. Man wird Räder und Rahmen finden, die billiger sind. Preiswerter sind sie nicht. Mit dem TANNENWALD Luchs 29-er wurde ein Rad von Enthusiasten für Enthusiasten gebaut, die die technischen Lösungen zu schätzen wissen und die Gefallen an einem schönen modernen Stahlrahmen finden. Ich mag es, wenn ich mit dem „Erbauer“ am Küchentisch eine Stunde über das Rad und die Idee dahinter philosophieren kann. Wenn ich weiss, dass die Rahmen individuell gefertigt werden, und dann das Rahmenfinish in akribischer Handarbeit auch noch optisch seine Vollendung findet, bin ich auch bereit mehr zu bezahlen.
Jenseits des hydrogeformten Einheitsbreis und weit weg der organischen Kohleformen wurde hier eine moderne Interpretation aus klassischem Columbusstahl geschaffen. Wir brauchen solche Projekte nicht nur, weil sie die Vielfalt erhalten. Wir brauchen sie, weil sie uns Raum für Individualität geben. Individualität, die nicht durch irgendwelche funktionalen Zugeständnisse erkauft wird, sondern die hochmodern daher kommt.
Zuletzt: Es fühlt sich einfach anders an. Nicht nur für die Hand, die über den Rahmen fährt. Für mich strahlt das Rad eine Wärme wieder, die ihm bei der Konstruktion und beim Bau mitgegeben wurde. Ich würde es haben wollen.

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